Will nix mehr sehen!!!
Only bad news are good news, aber sind überhaupt keine News nicht vielleicht noch besser?
Wenn man in letzter Zeit Nachrichten schaut oder liest, könnte man annehmen, die Welt hält keine paar Jahre mehr durch. Klimawandel beschert Umweltkatastrophen, Krankheiten machen krank, nicht geringe Teile der Welt sind in Händen von islamistischen Terrorregimen, Nationalstaaten holen die Säbel aus dem 20. Jahrhundert hervor und rasseln damit. Kein Wunder, dass Zeitungen, um die Leser/innen sozusagen „bei der Stange“ zu halten, auch mal Fotos von Katzenbabys und erfolgreich renovierten Provinzbahnhöfen zeigen. Das entspannt Auge und Hirn auf angenehme Weise und lenkt ab. An schlechten Nachrichten herrscht kein Mangel, und nachdem man nicht mal ansatzweise alles erfassen kann, was da vor sich geht, muss man Schwerpunkte setzen. Im Berichterstatten und auch im Denken.
Was dabei mitspielt, ist die Entfernung zu einem selbst. Nahegeht, was in der Nähe passiert. Ein eingerissener Zehennagel am eigenen Leib verlangt größere Aufmerksamkeit als ein Mann mit amputiertem Fuß auf der Straße; eine 16-Jährige, die nach dem Fortgehen bei einem Autounfall stirbt, wirkt tragischer als erfrorene Flüchtlingskinder in Syrien; 12 getötete französische Karikaturisten wiegen schwerer als mittlerweile Tausende Dahingemetzelte in Nigeria.
Klar ist alles davon tragisch, der eingerissene Zehennagel vielleicht ausgenommen. Man muss aber auch sehen, dass wir Europäer/innen auf einem der sichersten und reichsten Flecken der Welt leben. Panik ist nicht angebracht, auch wenn uns das so manches Gratisblatt einreden möchte und hin und wieder schreckliche Dinge auch bei uns passieren.
Wie gehen wir damit um?
Ja, die Welt ist ein beschissener Ort. Ungerecht, grausam, gierig. Wenn man Nachrichten schaut, könnte man tagelang nur heulen. Bringt aber nichts. Also muss man Wege finden, damit umzugehen, um nicht unterzugehen. Manche wenden sich gänzlich ab von den verstörenden Informationen, die da täglich auf uns einprasseln. Man will nichts mehr sehen, was einem den Tag vermiest. Andere informieren sich mit einem Schutzschild aus Panzerglas, lesen sachlich Zahlen und Fakten und schirmen sich so gut es geht ab von den Einzelschicksalen. Man fragt sich ja wirklich, was es einem weit entfernt Leidenden bringt, wenn es mir seinetwegen beschissen geht.
Mit verschlossenem Herzen lebt es sich wohl besser. Tragische Geschehnisse dringen aber immer wieder zu uns durch, und das ist auch gut so. Es macht uns zu Menschen. Wir müssen versuchen, die Balance zu finden zwischen dem guten, fröhlichen Leben, das wir hoffentlich führen, und dem Leid auf der Welt. Eine Möglichkeit ist zu überlegen, was man konkret dagegen tun kann. Sich engagieren hilft.
Und nicht zuletzt ist die Welt auch ein schöner Ort voller Liebe, Freude, Sonnenuntergänge und Schokoeis. Das alles ist Grund, sein eigenes Leben ein bisschen leichter zu nehmen, mal einen Schritt von sich selbst zurückzutreten und zu überlegen, ob die eigenen Probleme wirklich Grund genug für schlechte Stimmung sind.
FLORIAN SUPÉ
Und was meinst du dazu? Wie gehst du mit Horror-Nachrichten um?
Foto: Igor/Fotolia
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