Mission Griechenland: Julias sechster und letzter Brief vor der Heimreise
Julia Eder aus unserer Jugendredaktion reiste im Herbst 2015 nach Griechenland, um ein Jahr lang für die Ärmsten der Armen da zu sein (wir berichteten). Hier ist der sechste und damit letzte Brief aus Athen, in dem sie ihre Erlebnisse schildert und über ihre Gefühle schreibt …
Liebe Familie, liebe Paten, liebe Freunde,
meine 14 Monate Mission sind schon fast vorbei. Etwas, das mich einerseits traurig macht und mich andererseits mit Stolz erfüllt. Ich habe ein Jahr meines Lebens Gott und meinen Mitmenschen gegeben. Ich habe versucht, ihnen eine Freundin, eine tröstende Schulter, eine Gesellschaft, eine mitfühlende, aber zugleich Freude-bringende Gegenwart zu sein. Es war nicht immer einfach. Es gab öfter als nur einmal Kämpfe. Mit anderen und mit mir selbst. Mit meinem Ego, den eigenen Bedürfnissen und denen der anderen. Genauso schwer wie der Abschied, genauso groß ist auch die Freude, nach Hause zu kommen. Meine Familie, meine Freunde und euch alle wiederzusehen.
Immer wieder Veränderungen
In Offenes Herz heißt es, mit jedem neuen Freiwilligen komme Veränderung und frischer Wind in die Gemeinschaft. Das kann ich nur bestätigen! Unser Gemeinschaftsleben war in den vergangenen Monaten kunterbunt. Mit einem Inder, einer Ukrainerin, zwei Franzosen und einem ständigen Wechsel wurde es nie langweilig! Auch wie überraschend und unerwartet die Mission manchmal sein kann, erlebten wir durch Rokis plötzliche Abreise wegen ihrem Visa, das sie in Polen verlängern lassen muss. Auch Santhosh teilt dasselbe Schicksal. Vor zwei Wochen brach auch er auf, um ein neues Visa zu beantragen. Sowohl für Roki als auch für Santhosh ist bis jetzt noch nicht klar, wann sie zurückkommen können.
Aber wenn Gott eine Tür schließt, öffnet er irgendwo ein Fenster. Für uns bedeutet das neue Freiwillige, neue Schwestern. Vor einem Monat hießen wir Klaudia willkommen, unsere neue Schwester aus Polen, die für 1,5 Jahre in Athen bleiben wird. Zwei Wochen später kam Adelaide aus Korsika an und macht für den Moment unsere Gemeinschaft komplett. Zurzeit besteht sie aus Anais aus Frankreich, Klaudia, Adelaide und mir.
Neues Lieblingsapostolat
Unsere guten Freunde Filippo und Fabiola haben in der Nachbarschaft Neos Kosmos den Sitz ihrer Organisation „Papa Giovanni XXIII“, einer Bewegung, die vor allem für Familien gegründet wurde, die gemeinsam eine Mission machen wollen. Filipo und Fabiola haben zwei eigene und zwei adoptierte Kinder, ein weiteres leibliches Kind ist gerade unterwegs. Sie führen in Athen ein Haus, in das sie Familien mit Schwierigkeiten, nun auch Flüchtlingsfamilien, einladen und gemeinsam mit ihnen wie eine Familie leben. Ihr Haus grenzt direkt an die italienische Karitas und wann immer wir sie besuchten, spickten wir ein wenig über den Zaun und sahen viele, viele Flüchtlingskinder, die in Karitas mit ihren Müttern leben. Und einmal fragten wir uns. „Warum eigentlich nicht dort einmal anfragen?“ Unsere gute Freundin Elena, eine Freiwillige von „Papa Giovanni XXIII“ begann ab August nach Abschluss ihres Freiwilligendienstes bei Filipo und Fabiola in Karitas zu arbeiten. Mit ihrer Hilfe war es uns möglich, schon den Samstag darauf das erste Mal zum Spielen zu kommen.
Asma und „ihre“ Kinder
Seitdem ist es eines meiner Lieblingsapostolate. Ungefähr zehn syrische Flüchtlingsfamilien leben derzeit in Karitas. Eine davon hat elf Kinder.
Vor kurzem lernte ich ihre Geschichte kennen, die ich hier mit euch teilen möchte:
Der Vater der Familie hatte in Syrien zwei Frauen, mit Asma, die nun in Karitas lebt, hatte er sieben Kinder, vier Jungen und drei Mädchen. Mit der anderen Frau hatte er vier Mädchen. Es ist eine traurige Tatsache, dass in manchen Kulturen Jungen mehr gelten als Mädchen. Die Mutter der vier Mädchen war deshalb sehr eifersüchtig auf Asma, da diese vier Jungen hatte und sie selbst „nur“ Mädchen. Als der Krieg ausbrach und klar wurde, dass es zu gefährlich war, mit seiner Familie dort zu bleiben, flüchtete der Vater der Familie nach Deutschland, um dort für seine Familie vorzubereiten. Die beiden Frauen sollten mit den Kindern nachkommen. Als sie bereits auf der Flucht waren, verließ die Mutter der vier Mädchen die Familie und verschwand, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. So war Asma auf sich allein gestellt. Sie überlegte keine Sekunde, was sie tun sollte. Ohne zu ahnen, welche Strapazen es bedeuten würde, nahm sie die vier Kinder der anderen Frau zu sich.
Für sie waren die Mädchen nun ihre eigenen Kinder. In Griechenland dann der Schock: Da sie in den Papieren der Kinder nicht als die leibliche Mutter angegeben war, war es ihr nicht erlaubt, mit den fremden Kindern nach Deutschland einzureisen. Davon ließ sie sich aber nicht entmutigen und kämpfte mit allen Mitteln darum, dass der deutsche Staat sie als ihre eigenen Kinder anerkannte. Und vor zwei Wochen die gute Nachricht: Sie bekam die Berechtigung mit den vier nicht leiblichen Kindern einzureisen. Als ich diese Geschichte zum ersten Mal gehört habe, hatte ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Was für eine außergewöhnliche und starke Frau! Mit 11 Kindern zu flüchten, wobei vier nicht ihre eigenen sind. Bei einem Treffen in Karitas hatte ich die Gelegenheit, mit Asma ein paar Worte zu wechseln und mit ihr gemeinsam zu kochen. Als ich mich bei ihr für ihre großartige Tat bedankt habe – eine enorme Frau, klein, aber mit so großem Herzen und einem lauten, fröhlichen Lachen – hat sie mich in ihre Arme gezogen und mich fest gedrückt. Ich werde Asma nie vergessen!
„Aber was ist es nun, was ihr wirklich macht?“
Kaum einer unserer Freunde versteht tatsächlich, was wir in Griechenland tun und was es nun wirklich ist, was wir den Leuten geben wollen. „Aber was ist es nun, was ihr wirklich macht?“ Wir zählen auf, welche Orte wir besuchen und was wir versuchen, den Menschen zu geben. Und zwei Monate später kommt die Frage erneut. Es stimmt, dass es schwer zu verstehen ist, was wir wirklich tun. Weil wir in Wahrheit nichts wirklich TUN. Mir fällt dazu das schöne Zitat von St. Exupery aus „Der kleine Prinz“ ein, der womöglich vielen Leuten bekannt ist. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Was wir tun, das sieht das Auge nicht, aber das Herz spürt es. Deshalb haben wir auch so viele Freunde, die sich so unglaublich freuen, wenn wir zu Besuch kommen und doch nicht wissen, was es jetzt wirklich ist, was wir ihnen gegeben haben. Weil diese Gegenwart, unsere Freundschaft, die Präsenz, die wir für sie sein wollen, nichts Greifbares ist, sondern etwas, das man spürt, ohne zu bemerken, dass es da ist.
Wir lernten schon am ersten Tag im Asylum außergewöhnliche Menschen kennen. Zum Beispiel Kiria Konstantina, die mit ihrem elektrischen Rollstuhl das ganze Gelände abfährt und uns als erste herumgeführt hat. Sie kennt alle Namen der Bewohner und war uns schon nachdem wir das Krankenhaus betreten hatten unauffälig gefolgt, weil sie die „Fremden“ nicht kannte und wissen wollte, was wir hier zu suchen haben. Konstantina stellte mir ihre beste Freundin, Dimitra, vor und wir verbrachten unseren ersten Tag gemeinsam. Nachdem Roki und ich uns nach zwei Stunden verabschieden wollten, wartete Kirie Andreas an der Pforte schon auf uns. Mit Brot und einem griechischen Salat. „Kalos irthate!“ (Willkommen!) hatte er uns zugerufen und wir stießen auf unseren ersten Tag mit Wasser an und tratschten ein wenig mit ihm, der uns schon nach dem ersten Tag ins Herz geschlossen hatte.
Mittlerweile sind beide Apostolate fix in unserem Programm. Im Asylium verbringen wir unsere Zeit mit Zuhören und Hände halten, fahren die Menschen im Rollstuhl spazieren und singen und tanzen, wenn einmal im Monat der Ziehharmonikaspieler kommt. In Karitas spielen wir zwei Stunden lang am Sportplatz, wir fliegen „Flieger“, wir helfen beim Klettern, spielen Uno oder Tomate. Was auch immer wir machen, die Kinder sind so dankbar, dass sie uns fragen: „Aber warum kommt ihr nicht jeden Tag?“
Ein Neuanfang für mich
In der letzten Zeit gab es viele Neuheiten in unserer Mission. Aber auch für mich beginnt nun eine neue Phase, ein Neuanfang, quasi. Nach über einem Jahr werde ich meine Mission beenden und zurück nach Hause kommen. Meine Pläne für die Zukunft sind noch sehr ungewiss, aber ich bin mir sicher, dass ich mit Gottes Hilfe meinen Weg finden werde.
Herzliche Grüße aus Athen,
eure Julia
Alle Fotos: Julia Eder
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