Wir sind die „Generation Head down“
Bei Social Media gilt die Faustregel: je mehr persönliche Begegnung, desto besser. „Social Media kann sie nicht ersetzen!“ checkit befragte den Jugendpsychologen Arnd Stein,wie sich unser Social-Media-Konsum auf unser Leben auswirkt.
Wie findet man eine sinnvolle Balance zwischen Face-to-Face-Kontakten und Social Media?
Digitale Kommunikation ist nur ein zwischenmenschliches Update – eine kurze Info, was gerade „abgeht“ oder, um etwas Dringendes mitzuteilen. Deshalb sollte man nicht ständig chatten. Sonst nimmt man sich Stoff für persönliche Gespräche. Zudem gewöhnt man sich an sein Gegenüber als „Chatfenster“, sodass er seine Eigenschaft als reale Person verliert. Das Sich-für-einander-Zeit-Nehmen und somit auch die wechselseitige Wertschätzung verkümmern zu einem Austausch von Kürzeln und Emoticons. Faustregel: Je mehr persönliche Begegnung, desto besser. Allerdings: Wenn Freundinnen und Freunde weiter entfernt wohnen, helfen Social Media, Entfernungen zu überbrücken. Hier schaffen Chats das Gefühl von Nähe und bieten eine Möglichkeit, am Leben des anderen teilzuhaben. Empfehlenswerter sind hier audiovisuelle Kontakte wie zum Beispiel via Skype.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen „echtem Kontakt“ und Social-Media-Gespräch?
Gestik, Mimik, Stimme und die gesamte Persönlichkeit verraten viel mehr über Gedanken und Gefühle als schriftliche Infos. Persönliche Begegnung kann also durch nichts ersetzt werden. Echte Kontakte bedeuten auch ein gemeinsames Erlebnis – sei es beim Stadtbummel, im Lokal oder Kino. Das ist viel abwechslungsreicher und anregender als ein Austausch im digitalen Subkosmos. Kurz: Wir müssen andere Menschen „live“ sehen und spüren, um eine soziale Beziehung rundum zu erleben.
Beeinflussen Social Media unser Beziehungsleben? Wie?
Beziehungen können schwieriger werden. Denn: Im Netz werden neue Verhaltensweisen relevant: Was gibt mein Freund/meine Freundin auf Facebook preis? Gibt es Fotos von uns beiden? Werde ich vielleicht bloßgestellt? Welche Details ins Netz dürfen, sollte unbedingt besprochen werden. Zudem kann es Missverständnisse geben: Warum ist er/sie online, obwohl er/sie angeblich unterwegs ist? So entzündet sich oft Eifersucht, hinter der sich auch eine ganz banale Erklärung verbergen kann.
Andererseits erleichtern Social Media zwischenmenschliche Nähe, z. B. wenn man Fotos oder Videos „rüberbeamt“. Und: Schüchternen wird das Kennenlernen erleichtert – beim Onlineflirten.
„Generation Head down“: Was ist schlimm daran, sich in der Bim via Handy zu „unterhalten“?
Eigentlich gar nichts. Allerdings verarmt die Wahrnehmung, wenn man sich ständig auf den Bildschirm konzentriert. Dabei verpasst man besondere Augenblicke – sei es ein interessanter Mensch oder ein Ereignis in der Außenwelt. Und: Durch das „Head-down“ läuft das Seelenleben auf Hochtouren. Ruhe genießen, das Alleinsein aushalten, indem man seinen Gedanken nachhängt – also die Zeit mit sich selbst füllt –, das ist ganz besonders für junge Menschen wichtig. Weil: Ständig „in Bereitschaft“ zu sein, schafft einen gefährlichen Dauerstress, der schleichend zur ungesunden Gewohnheit wird.
Verändern Social Media unsere Kommunikation?
Absolut! Wir werden rastloser und zugleich unaufmerksamer. Weil wir ständig mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigt sind. Die Anonymität im Netz begünstigt das Mobbing. Es ist leicht, jemanden zu denunzieren bzw. schwieriger, jemandem Face-to-Face die Meinung zu sagen. Emoticons wie ein Zwinkersmiley reichen kaum aus, ein hartes Wort zu relativieren oder Missverständnissen vorzubeugen.
Vielen Dank für das Interview!
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Dr. Arnd Stein ist Kinder- und Jugendpsychologe sowie Psychotherapeut in Deutschland und erstellt für checkit die Psychotests.
Foto: seagames50/shutterstock
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